Grisaillemalerei ist ein Farbauftrag, bei dem nur in Grautönen, Weiß oder Schwarz gearbeitet wird, zwischen denen es Schwankungen in der Intensität gibt. Sie hat ihren Ursprung in den Kirchen der Zisterzienser, in denen bunte Bilder untersagt waren. Der Jugendstilcharakter dieser Malerei spiegelt sich auch darin, dass auf eine räumliche Tiefe, wie in der fernöstlichen Malkunst, verzichtet wird. Das im Jugendstil dominierende Motiv der Frau zieht in das Kircheninnere als Engel ein. Pflanzen und Früchte vervollständigen das.
Engel am und neben dem Altar sind in deutschen Jugendstilkirchen unüblich.
Die Engel haben individuelle Frauengesichter. Sie haben Porträtcharakter. Alles andere ist stilisiert gemalt: Früchte und Zweige und Baldachin. Die Gesichter der Engel nicht.
Was ist zu sehen? Der Engel steht auf einem Pflanzenteppich, aus dem Triebe mit großen Knospen heraus wachsen, die ihrerseits einen neuen Pflanzentrieb hervorbringen, der in einem geschwungenen Rahmen um den Engel verläuft und schließlich in einen Baldachin mündet. Ein hinter dem Engel heraus wachsender Stamm mündet in einen Früchtekorb über dem Engel. Früchte und Blattranken quellen hervor, die ihrerseits den Kopf eines kindlichen Engels umrahmen. Dieses Motiv begegnet bisweilen in Treppenhäusern aus der Zeit des Jugendstils. Die Grisaillemalerei endet am oberen Stuckrahmen in drei sogenannten „Zähnen“, die an den Ornamenten über den Türen der Orgelempore wieder kehren. Sie stehen in Kontrast zu den weichen, geschwungenen Formen und Linien unterhalb.
In den Feldern unterhalb der beiden Engel, die der Gemeinde zugewandt sind, ist ein stilisierter Baum zu sehen. Er wächst in Windungen nach oben. Seine Zweige tragen je ein Füllhorn mit Obstfrüchten und Blättern. Der „Baum“ wächst weiter nach oben, endet in einem Schaft, das von vier Sternen in einem Halbrund umgeben ist. Das Kreuz „strahlt“ wie in der Legende auf dem Geweih des Hirsches, der dem Jäger Hubertus erschienen sein soll.